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Berlin: Von der Arbeitsagentur zum Kundenzentrum

Der neue Chef der Regionaldirektion will Service für Unternehmen und Arbeitslose verbessern

Das Image der Bundesagentur für Arbeit ist seit langem nicht das Beste; in diesem Jahr hat es mit dem Start von Hartz IV besonders gelitten. „Wir haben viel Vertrauen verloren“, sagt Wilhelm Schickler. „Das müssen wir uns wieder erarbeiten.“ Das will Schickler jetzt in der Regionaldirektion für Arbeit Berlin-Brandenburg tun. Seit Anfang des Monats steht der gebürtige Bayer an der Spitze der Behörde. Er folgt auf Rolf Seutemann, der zwei Jahre lang die Regionaldirektion leitete und für die Bundeszentrale in Nürnberg neue Aufgaben übernommen hat. Schickler ist ein Insider der Behörde seit beinahe dreieinhalb Jahrzehnten. Der studierte Volkswirt, der 1971 beim Landesarbeitsamt Nordbayern begann, hat seinen Weg durch die verschiedenen Gliederungen der Bundesagentur gemacht – als Arbeitsamtsdirektor, als Referatsleiter in der Nürnberger Zentrale, an der Spitze des Landesarbeitsamtes in Hessen.

Als anerkannter Arbeitsmarktfachmann wurde er 2002 in die Hartz-Kommission berufen. Ende desselben Jahres kam er nach Berlin, um die Hauptstadtvertretung der Bundesagentur aufzubauen. Bereits damals galt er als einer der fähigsten Köpfe der Mammutbehörde; im Januar 2004 nach der Entlassung des damaligen Vorstandschefs Florian Gerster fiel auch sein Name als möglicher Nachfolger. Von den Grundsatzentscheidungen der Hartz-Kommission ist Schickler nach wie vor überzeugt, beispielsweise von der Zusammenlegung der Sozial- und Arbeitslosenhilfe. Aber vor den Schwierigkeiten der Umsetzung warnte er schon damals. Dass es zu organisatorischen Schwierigkeiten wie langen Schlangen vor den Job-Centern kam, sei angesichts der Rahmenbedingungen und der kurzen Vorbereitungszeit beinahe unausweichlich gewesen. Eine solche Reform sei nicht derart schnell reibungslos umzusetzen.

Als Lobbyist für seine Behörde zu arbeiten und ein Ansprechpartner für die Politik zu sein, das wird er auch künftig tun: Seine Aufgaben in der Hauptstadtrepräsentanz wird Schickler weiterführen. Wie sich diese politische Hintergrundarbeit praktisch umsetzen lässt, das muss er nun als Leiter der Landesarbeitsagentur zeigen. Vertreter der Wirtschaft wird es freuen, dass eins seiner vorrangigen Vorhaben ist, den Service für die Arbeitgeber auszubauen. „Wir müssen für sie besser erreichbar sein“, sagt Schickler. Wenn man auch nicht glauben solle, dass die Arbeitsagenturen das Problem der Arbeitslosigkeit lösen könnten, dann müsse man doch daran arbeiten, die Vermittlung zu beschleunigen und zu verbessern.

Noch einen anderen Schwerpunkt will Schickler setzen und dazu so weit wie möglich „die vorhandenen Spielräume nutzen“. Bei den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen soll das Augenmerk künftig wieder stärker auf der beruflichen Qualifizierung liegen. „Es wäre ein Fehler, dies nicht zu tun“, sagt Schickler. Gerade in Berlin, wo es viele schlecht ausgebildete Arbeitslose gibt. Wenn es aber um den Mangel an elementaren Fähigkeiten wie der fehlenden Sprachkenntnisse geht, da stießen die Arbeitsagenturen auch an ihre Grenzen. „Die Bundesagentur kann nicht die Ersatzschule Deutschlands sein“, sagt Schickler. In der Region waren wie im Bundesgebiet die Qualifizierungsprojekte stark zurückgefahren worden.

In Berlin stehen zudem in den Arbeitsagenturen weitere Neuerungen bevor, die Verbesserungen für die Arbeitslosen bringen sollen. Die Ämter werden zu so genannten Kundenzentren umgebaut. Ziel ist, dass sich die Vermittler wirklich hauptsächlich dieser Tätigkeit widmen können. Und etwas anderes soll dann der Vergangenheit angehören – Menschenschlangen vor dem Amt oder auf den Fluren.

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