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Mari Otberg, Designerin und Malerin.

© Kai-Uwe Heinrich

Von der Designerin zur Künstlerin: Kunst ihres Lebens

Als Susan Sarandon sich mit ihrer Kollektion eindeckte, dachte sie: Geschafft! Doch dann kam die Wirtschaftskrise und Mari Otberg begann, ihren Traum zu leben. Jetzt kehrt sie als Künstlerin nach Berlin zurück.

Eigentlich wollte Mari Otberg immer schon Malerin werden, ein Kindheitstraum. Aber dann absolvierte sie eine Schneiderlehre, und damit die sich lohnte, beschloss sie am Ende, Designerin zu werden. Wenn Mari Otberg erzählt, spürt man die starke Bodenhaftung der gebürtigen Sauerländerin. Trotzdem hat sie von Anfang an in großen Dimensionen gedacht. Mit einem Stipendium ging sie nach London, arbeitete bei Vivienne Westwood. Deren gleichzeitige Faszination von Punk einerseits und alten Meistern andererseits beeindruckte sie. Eine Weile sah es so aus, als würde sie Illustratorin im Unternehmen Westwood.

Aber in der Mode, wie im richtigen Leben, wird es manchmal schwierig, wenn starke Persönlichkeiten aufeinander treffen. Mari Otberg ging nach Berlin und eröffnete ein Geschäft in der Gipsstraße, das bald kultig wurde. Auch internationale Gäste liebten ihre bunt verspielten Kreationen. Sie konnte es nicht glauben, als eines Tages Susan Sarandon vorbeischaute und sich eindeckte. Ein japanischer Importeur war ebenfalls begeistert, bestellte immer mehr. Als er die Umsätze vervierfachte, dachte sie: „Geschafft! Jetzt kann mir nichts mehr passieren.“

Dann kam die Wirtschaftskrise und die Umsätze brachen plötzlich ein. Das war ein Zeichen. Um zu ihrer eigentlichen Berufung zu finden, brauchte sie aber noch ein zweites Zeichen.

Ärger mit einer "Riesenkanzlei"

„Leben“ von Mari Otberg.
„Leben“ von Mari Otberg.

© promo

Mit dem Label „Just Mariot“ hatte sie sich vorübergehend auf Hochzeitskleider spezialisiert, große Roben mit passenden Einladungskarten und allem Drum und Dran. Besonders gern erinnert sie sich an eine Hochzeit in Spanien, bei der Geld keine Rolle spielte. Doch dann kam die Sache mit dem Namen. Eigentlich ein Wortspiel aus ihrem eigenen Vor- und Nachnamen und dem englischen Begriff für frisch verheiratet „Just married“. Ein Anwalt der Hotelkette Marriot sah Markenrechte verletzt, eine Anmeldung hatte sie selbst versäumt. Plötzlich hatte sie es mit einer „Riesenkanzlei in München“ zu tun. In der Boutique stand das Telefon nicht mehr still, weil immer mehr Leute sich erkundigten, ob sie bei ihr ein Hotelzimmer buchen können. „Ohne den Namen war die Idee mit den Hochzeitskleidern aber total witzlos“, sagt sie heute.

Erst war sie von Angst geschüttelt: „Krise! Krise! Krise!“. Dann kam die Erkenntnis, „wie ein Hammerschlag auf den Kopf“. Natürlich, das war ein Zeichen. Eigentlich hatte sie ja nie Lust gehabt in einem Laden zu sitzen. Der Ausverkauf wurde ein voller Erfolg. Bis zum letzten Teil ging alles weg. Das Startkapital für ein neues Leben war da.

Rückkehr als Künstlerin

Sie zog nach Österreich, in die Wachau, mietete sich auf einsamen Schlössern ein und arbeitete. Eine Kollektion mit Wandteppichen entstand. Dann die Bilder. Mit einer ersten Ausstellung kehrte sie nun nach Berlin zurück und erkannte, dass sie als Künstlerin auch erfolgreich und gefragt war. Und was noch besser war: „Die Kunst war nicht so vergänglich wie die Mode.“ Nicht, dass ihre Kleider Eintagsfliegen gewesen wären. Noch heute trifft sie manchmal auf der Straße einen Mantel oder ein Kleid aus einer ihrer alten Kollektionen wieder. Vielleicht wäre sie finanziell noch erfolgreicher gewesen, wenn diese Mäntel eine weniger lange Halbwertzeit oder die Trägerinnen weniger Sinn für zeitloses Design gehabt hätten.

"Habgier" von Mari Otberg.
"Habgier" von Mari Otberg.

© promo

Als beim Gallery Weekend die Agenturbesitzerin Bettina Schrenk ihr Haus für eine Verkaufsausstellung öffnete, gab sie zu, auch noch einige Vintage-Stücke zu besitzen. Die Ausstellung war übrigens erfolgreich, und die nächste folgt auch bald. Ihre Schwester Nina Otberg baut gerade ein „Hair Transplant Center“ in der Gartenstraße 2 in Mitte auf. Die Räume eignen sich auch, um Bilder auszustellen. Die Vernissage findet am 18. Juli statt.

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