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Berlin: Von der Liebe getrieben

Sharon Stone ist in Berlin, um für die Fortsetzung von „Basic Instinct“ zu werben. Gestern war Premiere

Die Diva als Indianertochter, mit großen, blitzenden Augen. Sharon Stone hat das Haar zu Zöpfen geflochten, trägt ein schulterfreies, locker gerafftes braunes Kleid, eine grüne Stola. Sie ist gut gelaunt, hat sich beim Sightseeing („drei Sehenswürdigkeiten, ein Schuhgeschäft, so sind wir Mädchen“) in den Galeries Lafayettes Plateau-Sandalen gekauft, die sie bereitwillig herzeigt. Ja, sie ist zum Spielen aufgelegt an diesem Nachmittag im Ritz-Carlton am Potsdamer Platz. Aber sie spielt ein braves Spiel. Keine Eskapaden. Schließlich ist sie seit „Basic Instinct“ nicht nur ein Sex-Idol, sondern hat auch als Charity-Lady einen Ruf zu verlieren.

Damit das gleich erledigt ist: „Ich habe keine Probleme, nackt zu sein“, sagt Stone. „Wenn es dem Ort und dem Anlass entspricht.“ Klar, „Basic Instinct – Neues Spiel für Catherine Tramell“, das Sequel ihres Kinohits von 1992, ist so ein Anlass. Prompt bricht die zweifach geschiedene allein erziehende Mutter eine Lanze für die Frau über 40. Schwärmt von Ava Gardner, Barbara Stanwyck und Catherine Deneuve, die vor der Kamera älter werden durften. Aber kaum dass sie selbst jenes kritische Alter erreichte, behandelte Hollywood sie wie eine Lepra-Kranke. Jetzt ist sie trotzdem wieder da – Stone breitet die Arme aus: „Es gibt Filmjobs für Frauen über 40, die bereit sind, Frauen über 40 zu spielen.“ Klingt klasse. Aber so wie die 48-Jährige da sitzt, straffe Gesichtshaut, höchstens Lachfältchen, sieht sie mindestens zehn Jahre jünger aus. Also alles nur eine Frage der richtigen Visagistin?

Das Wichtigste sagt sie zuletzt. Sie hat vom Kampf gegen Aids und Krebs gesprochen, von der Krankheit Krieg, der Versöhnung zwischen Deutschland und Amerika. Schließlich fragt der Kollege aus Österreich, dem Land Sigmund Freuds, nach dem basic instinct, dem Urtrieb des Menschen. Zur Zeit des ersten Films habe Michael Douglas gesagt, es sei die Liebe. Sie habe gekontert: Nein, es sei der Überlebenswille. „Michael hatte Recht“, meint sie jetzt. Und doch hat sie vorher ausführlich ihre Panik beim Drei-Tage-Dreh der ersten Sequel-Szene geschildert. Ach was, minutenlang leidenschaftlich in Szene gesetzt: wie sie zu ertrinken drohte, im Sportwagen, der in der Themse versinkt! Und dann, noch schlimmer, die Terrorbomben in London! Die Liebe zum Leben ist eben doch ein verdammt starker Instinkt. Auch bei Menschen mit Spieltrieb.

Die Szene mit den übereinander geschlagenen Beinen und dem fehlenden Höschen unterm Rock wiederholt sich im zweiten Teil übrigens nicht. Nur auf dem Filmplakat ist Stone in dieser Pose zu sehen, aber von der Seite fotografiert. Die Plakate hängen am Abend reihenweise vorm Cinestar am Potsdamer Platz. Viel Prominenz kommt aber nicht zur Deutschland-Premiere. Schauspielerin Alexandra Kamp, die Hamburger Kiez-Größe Karl-Heinz Schwensen, Medienmanager und Ex-RTL-Chef Helmut Thoma. Der schwärmt von Stone: Sexappeal sei ja keine Frage des Alters, sondern des Charakters, irgendwie. Der rote Teppich ist so leer, dass sich die Fotografen und Autogrammjäger auf Fernseh-Tanztrainer Detlef D. Soost stürzen. Bis endlich die Hauptdarstellerin vorfährt. Die gelb geschminkten Lippen glitzern, die Ohrringe auch. Müde sieht sie aus, „das waren ein paar harte Tage“, sagt sie. London, Paris, Madrid, Berlin – überall Premieren und rote Teppiche. Heute nochmal lächeln und Sexsymbol spielen. Aber auch nahbar sein. Ja, manche Männer hätten Angst vor ihr, sagt Stone. Doch das gehe anderen Frauen genauso. Weil Frauen mehr Ideen hätten. Und grundsätzlich auch mehr Instinkt.

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