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Berlin: Von der Platte zur Terrasse

In Marzahn werden Hochhäuser zur feinen Adresse umgebaut

Steffen Zehnpfund wohnte 17 Jahre im neunten Stock eines elfstöckigen Plattenbaus an der Havemannstraße in Marzahn. Der 46jährige Bauingenieur hat mit Frau und Tochter nun eine „Zwischenwohnung“ gegenüber bezogen, wo er den Abriss seiner alten Bleibe vor Augen hat. Das tut weh.

Aber die weiteren Aussichten sind keineswegs düster. Wenn alles klappt, wird die Familie zum Jahresende eine Wohnung mit großer Dachterrasse beziehen. Im selben Haus wie früher, nur fünf Etagen tiefer. Der Plattenbau wird mit anderen Hochhäusern zu mehr als der Hälfte abgerissen und zu den „Ahrensfelder Terrassen“ gemacht. Wo einst rund 1600 Haushalte wohnten, werden es bald nur noch knapp über 400 sein. Die Rest-Häuser erhalten neue Grundrisse, vor allem größere Bäder und Küchen, und für die Parterrewohnungen sind Mietergärten geplant. Statt kompakter elfstöckiger Bauten gibt es drei- bis sechsstöckige Häuser mit farbigen Fassaden, die Bewohner können unter 39 Wohnungstypen wählen. Bauherrin des modellhaften Stadtumbau-Projektes ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft Marzahn, die zur DeGeWo-Gruppe gehört. Rund 250 Mietverträge wurden bereits abgeschlossen. Gestern stellte Vorstandsmitglied Thies-Martin Brandt eine Musterwohnung an der Eichhorster Straße 56 vor. Die Stockwerke darüber werden allerdings in vier Wochen abgerissen. Aber da von den Ahrensfelder Terrassen noch nichts zu sehen ist, wollte die Gesellschaft den Mietern wenigstens eine Wohnung mit neuen Grundrissen zeigen. Die Zweizimmer-Wohnung, knapp über 70 Quadratmeter groß, soll künftig für eine Warmmiete von 527 Euro zu haben sein. Die Gesamtkosten für das Projekt betragen rund 30 Millionen Euro, das Land stellt für den Umbau etwa zehn Millionen Euro aus dem Platten-Instandhaltungs- und Modernisierungsprogramm bereit.

Wegen des hohen Leerstands in den unsanierten Wohnungen hatte sich die Gesellschaft zum Umbau entschlossen. Noch wohnen mehr als ein Dutzend Mietparteien in den Häusern, die demnächst „geköpft“ werden sollen. Mit diesen Mietern werde noch über die Art der neuen Wohnungen verhandelt, hieß es. Das Bauprogramm sei dadurch nicht gefährdet.

Mieter Zehnpfund glaubt an den Aufschwung im nördlichen Marzahn. Auf die neue Wohnung freut er sich. Aber 120 Euro mehr Miete muss er künftig zahlen.C. v. L.

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