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Berlin: Von "Gassipolizei" nicht mehr die Rede - Vier weitere Bezirke führen Umweltstreifen ein

Bei ihrem Einsatz am Müggelsee ernteten die Uniformierten nur Spott. Einen Hundebesitzer wollte die Köpenicker Umweltstreife ermahnen, seinen über einen Badestrand laufenden Hund entsprechend den Vorschriften anzuleinen.

Bei ihrem Einsatz am Müggelsee ernteten die Uniformierten nur Spott. Einen Hundebesitzer wollte die Köpenicker Umweltstreife ermahnen, seinen über einen Badestrand laufenden Hund entsprechend den Vorschriften anzuleinen. Der junge Mann hätte sie aber nicht ernst genommen, die Badegäste nur "weggeguckt oder gefeixt", erinnert sich Mitarbeiter Lothar Scholz. Damals zogen er und sein Kollege unverrichteter Dinge ab. Heute, nach fünf Monaten Erfahrung in seinem neuen Job, würde er in dieser Situation die Polizei verständigen.

Über Erlebnisse dieser Art sprachen gestern Mitarbeiter der Umweltstreifen, die seit Anfang Juli in den Bezirken Köpenick, Hellersdorf, Tiergarten und Neukölln patrouillieren, vor allem, um illegale Müllablagerungen zu melden, Umweltsünder aufzuspüren und Bürger in Umweltfragen zu beraten. Als erfahrene Kräfte erzählten sie rund 20 Neulingen, die im Lauf des Monats für den Umweltstreifendienst geschult werden, wie die Praxis aussieht. Die Lehrgangsteilnehmer werden bald selbst unterwegs sein. Zehlendorf, Tempelhof, Wedding und Weißensee schließen sich dem von der Umweltverwaltung initierten Projekt an. Etwa 40 Umwelt-Cops wird es künftig geben.

Der größte Teil ihrer Arbeit bestehe aus dem Melden illegaler Müllablagerungen, erzählt eine Hellersdorfer Streifengängerin. Die Streifen notieren sich Elektroschrott und Sperrmüll, der illegal abgeladen wird, Laub, das nicht in den von der Stadtreinigung verkauften Tüten vors Haus gestellt wird. Verwarnungs- und Bußgelder werden aber nur selten eingefordert. Bislang lösten die Streifen 42 Verfahren aus. Bußgelddrohungen seien auch nicht ihr Hauptzweck, sagt dazu Beate Stoffers von der Umweltverwaltung. Vielmehr sollten sie "dem Bürger zeigen, wie er es beeinflussen kann, dass seine Straße sauberer aussieht". Als "Gassipolizei" wurden die Streifen beim Start des Projekts bezeichnet, denn sie sollten auch gegen Hundehalter vorgehen, die den Kot ihrer Tiere nicht vom Bürgersteig entfernen. Später stellte sich heraus, dass die Umweltstreifen hier erst 2001 zuständig sein werden.

Der Rat der Bürgermeister hatte das Projekt von Anfang an kritisiert. Denn vorgesehen waren - bis auf wenige Ausnahmen - nur Stellen aus dem bezirklichen "Personalüberhang". Hier sieht Schönebergs Bürgermeisterin Elisabeth Ziemer (Bü90/Grüne) auch den Grund, dass sich nur acht von 23 Bezirken beteiligen: Für die neue Aufgabe gebe es kein zusätzliches Geld. Hier Leute einzusetzen hieße für ihren Bezirk, sie von anderen Stellen abzuziehen.

tob

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