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Berlin: Von Kontrolleuren beleidigt Fahrgastverband: BVG schädigt Image der Stadt

Die schwerbehinderte Frau wird angepöbelt, weil sie nicht schnell genug reagiert, der Mann im Anzug muss sich hämische Bemerkungen über sein Äußeres anhören, ein anderer wird als „Bastard“ beschimpft, und die Schulklasse wird gleich kollektiv zu Schwarzfahrern erklärt. Wer in Bahnen und Bussen der BVG kontrolliert wird, muss auf einiges gefasst sein.

Die schwerbehinderte Frau wird angepöbelt, weil sie nicht schnell genug reagiert, der Mann im Anzug muss sich hämische Bemerkungen über sein Äußeres anhören, ein anderer wird als „Bastard“ beschimpft, und die Schulklasse wird gleich kollektiv zu Schwarzfahrern erklärt.

Wer in Bahnen und Bussen der BVG kontrolliert wird, muss auf einiges gefasst sein. Beim Fahrgastverband IGEB, aber auch beim Tagesspiegel, häufen sich die Beschwerden über ein rüdes Auftreten der Kontrolleure – und die Beschwerden beziehen sich nicht nur auf das Auftreten der Kontrolleure von privaten Firmen, die im Auftrag der BVG unterwegs sind. Die Verkehrsbetriebe aber wollen von diesen Vorwürfen nichts wissen. Die Zahl der Beschwerden habe zwar etwas zugenommen, sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz. Doch es seien auch erheblich mehr Fahrgäste kontrolliert worden.

Beschwerden gibt es nicht nur über rüdes Auftreten sondern auch über die seltene Kulanz der Kontrolleure. Die behinderte Frau, die irrtümlich angenommen hat, mit einem Behindertenausweis dürfe sie gratis fahren, muss ebenso 40 Euro zahlen, wie der Mann im Anzug, der am Monatsanfang vergessen hat, eine neue Marke aufzukleben, oder die Schulklasse, die ihre auf Klassenfahrt frisch gekauften Einzelfahrscheine nicht entwerten ließ, weil die Schüler das Verfahren mit dem nachträglichen Stempeln nicht kannten.

Wer auf Kulanz hofft, muss sich nachträglich an die BVG wenden. Die privaten Kontrolleure sind nach dem mit der BVG abgeschlossenen Vertrag darauf angewiesen, möglichst viele „Schwarzfahrer“ zu ermitteln, um die geforderte Kontrollquote zu erreichen. So passiert es auch, dass ein Mann, der nach dem Einstieg in die Straßenbahn erst den Kinderwagen sicherte und dann einen Fahrschein kaufen wollte, als Schwarzfahrer eingestuft wird, weil er nicht sofort nach dem Einstieg zum Automaten gegangen war. Selbst wenn die Entwerter der BVG nicht richtig arbeiten, ist der Fahrgast oft der Dumme und wird als Schwarzfahrer eingestuft, obwohl der Fahrschein gestempelt worden war.

Dass es anders gehe, zeige die S-Bahn, sagt der IGEB-Vorsitzende Christfried Tschepe. Über die BVG gebe es zehn Mal so viele Beschwerden. Dies sei auch imageschädigend für Berlin. Bei der S-Bahn seien die Mitarbeiter offensichtlich besser geschult. Die IGEB will jetzt den Petitionsausschuss des Parlaments einschalten. Noch sei die BVG ein landeseigener Betrieb.

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