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Berlin: Von Räuber angeschossen – nichts gespürt

Als Marie Kaiser am Freitag in Heiligensee überfallen wurde, hörte sie einen lauten Knall. Doch erst Zuhause fiel ihr auf, dass eine Kugel den Oberschenkel durchschlagen hatte

„Vielleicht geht es am Montag schon wieder“, hofft Marie Kaiser. Die 66-Jährige lässt sich nicht so leicht erschüttern. Dabei schoss ihr ein Räuber bei einem Überfall in den Oberschenkel. Die Kugel durchschlug ihr Bein – aber Marie Kaiser hat es erst viel später bemerkt. Trotz der Verletzung will sie am liebsten schon am Wochenanfang wieder in ihrem Lotto- und Tabakwarenladen in Heiligensee stehen.

Freitagabend, 18.10 Uhr. Marie Kaiser hat ihr Geschäft an der Straße Alt-Heiligensee 70 geschlossen. Mit dem Korb, in dem sie neben Schlüsseln und Ausweis auch die Tageseinnahmen untergebracht hat, geht sie vorsichtig zum angrenzenden Parkplatz. Sie setzt sich in ihren Wagen. Als sie sich anschnallen will, reißt jemand die Beifahrertür auf. Der Unbekannte beugt sich ins Auto, in der Hand hält er eine Pistole. Marie Kaiser greift blitzschnell ihren Korb und springt aus dem Wagen. Sie habe noch gehört, wie der Unbekannte schreit: „Lassen Sie den Korb hier!“ Dann habe es laut geknallt. Dass der Räuber auf sie geschossen hat, ist Marie Kaiser zuerst gar nicht klar gewesen. Ein Nachbar kommt ihr zu Hilfe, der Räuber rennt weg. Beute hat er nicht gemacht.

Den Schreck noch in den Gliedern, fährt Marie Kaiser nach Hause und benachrichtigt von dort aus die Polizei. Erst in ihrer Wohnung bemerkt sie, dass der Täter sie getroffen hat. Dass es ein Durchschuss im Oberschenkel ist, stellt später der Arzt fest. „Es hat gar nicht weh getan. Ein bisschen gebrannt hat es“, erzählt Marie Kaiser. Groß sei die Wunde nicht gewesen und geblutet hat sie zunächst auch nicht. Deshalb dachte Marie Kaiser anfangs auch, es handele sich nur um einen blauen Fleck. Im Krankenhaus wurde die Verletzung versorgt. Zuerst wollte sie ja gar nicht in die Klinik: „Aber die Kripo hat mich überredet.“

Seit 28 Stunden habe sie nicht geschlafen, sagt Marie Kaiser am Samstagvormittag. „Es war ja eine wahre Völkerwanderung: Die Polizei, die Kripo, die Feuerwehr und schließlich der Abschleppdienst.“ Er brachte den Wagen von Marie Kaiser zur Spurensicherung, weil die Patronenhülse darin lag. Erkannt hat sie den Täter nicht. Er war zwar nicht maskiert, aber „es ging alles so schnell und es war schon dunkel.“

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