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Von Schließung bedroht: Sparsame Sanierung im Berliner Olympiabad

Die verfallende Anlage der Spiele von 1936 ist bei den Berlinern beliebt und soll ab 2014 für zwei Jahre geschlossen und saniert werden. Doch die ausufernden Kosten des Flughafen-Desasters könnten die Planung gefährden.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Abgeplatzte Fliesen, Löcher im Beton und das Wasser tropft von den baufälligen Tribünen in den Keller. Auf manchen Gebäuden wachsen kleine Bäume, das einzig Erfrischende, das sich dem Auge des Besuchers bietet, ist eine Schale mit bunten Blumen und die tiefblauen Wasserbecken. Das Olympiabad in Charlottenburg – eine graue Kulisse aus dem vergangenen Jahrhundert. Vor jeder Schwimmsaison überlegen die Berliner Bäderbetriebe (BBB), ob es noch zu verantworten ist, das Sommerbad zu öffnen. Doch es gibt einen Lichtblick für alle, die das „Olympi“ lieben: Ab 2014 soll die Anlage, für die Spiele von 1936 gebaut, von Grund auf saniert werden.

Um die Kosten zu drücken, und weil Presslufthämmer neben dem Schwimmbecken ohnehin die Gäste vertreiben, soll das Olympiabad für zwei Jahre geschlossen werden. Bis 2016 werden die Gebäudefassaden und die für den Badebetrieb notwendigen Räume saniert, die Dächer abgedichtet, die Becken und Umläufe erneuert und die Grünanlagen wiederhergestellt. Die alten Zuschauertribünen bleiben aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten. Aber nur als schöne Kulisse, als historisches Zitat. Eine funktionsgerechte Reparatur würde wegen der strengen bauaufsichtlichen Auflagen jeden Kostenrahmen sprengen. Ein Problem ist das nicht, denn zuschauerträchtiger Wettkampfsport wird im Olympiabad auch in Zukunft nicht mehr betrieben.

Die relativ sparsame Sanierung, die dem Sportausschuss der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf und dem Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses schon zur Kenntnis gegeben wurde, kostet nach aktueller Prognose 17,5 Millionen Euro. Am 1. August 2016 könnte das Sommerbad neu eröffnet werden, teilte Sport-Staatssekretär Andreas Statzkowski (CDU) dem Parlament mit.

Eine sinnvolle Alternative gibt es nicht. „Die baulichen Schäden sind derart gravierend, dass eine Öffnung des Bades in den nächsten Jahren nur mit erheblichen Aufwendungen, im schlimmsten Fall nicht mehr gewährleistet werden kann“, schätzt die Innen- und Sportverwaltung des Senats ein.

Statt eines Kellers gibt es eine Tropfsteinhöhle.

Die Bäderbetriebe, die das Olympiabad als Pächter des Landes Berlin betreiben, sind schon lange genervt. „Jedes Jahr stecken wir fünf- bis sechsstellige Euro-Beträge in die dringendsten Reparaturmaßnahmen, sonst müsste das Bad geschlossen werden“, sagt BBB-Sprecher Matthias Oloew. Lockerer Beton wird von den Armierungseisen geklopft, damit er den Gästen nicht auf den Kopf fällt. Pumpen und elektronische Anlagen für die Wasseraufbereitung werden instandgesetzt oder erneuert, weil sie nicht im trockenen Keller, sondern in einer Tropfsteinhöhle stehen. Eine Strangsanierung der maroden Wasserrohre lohnt sich nicht mehr. Sollte der nächste Winter streng werden, gerät die Badesaison 2013 in akute Gefahr.

Die Bäderbetriebe hoffen deshalb, dass es bei der Senatsplanung bleibt. Die schön gelegene Schwimmanlage im Westen der Stadt gehört nämlich trotz ihres schlechten Zustands zu den „Top Five“ der Berliner Sommerbäder. Jährlich kommen 120 000 bis 130 000 Schwimmer, Springer und Planscher, wenn das Wetter nicht so trübe ist wie im vergangenen Jahr. Da wurden ausnahmsweise weniger als 100 000 Gäste gezählt. Das Geld für die Sanierung kommt übrigens nicht aus dem Budget der Bäderbetriebe, sondern aus dem Etat der Stadtentwicklungsverwaltung für den Olympiapark. Für das weitläufige Gelände rund ums Olympiastadion sieht die Finanzplanung des Senats 80 Millionen Euro ab 2014 vor.

Mithilfe dieser Gelder sollen die Turnhalle im Deutschen Sportforum wiederhergestellt, das Reiterstadion denkmalgerecht saniert und die Treppenanlage der Waldbühne repariert werden. Außerdem erhält die Poelchau-Oberschule (Eliteschule des Sports) im Haus des Deutschen Sports ein neues Domizil. 2014 und 2015 stehen je zehn Millionen Euro für die Restaurierung und Modernisierung des historischen Olympiageländes zur Verfügung, davon ein gewichtiger Teil für das Olympiabad. Aber das Vorhaben kann noch gefährdet werden. Sollte die Investitionsplanung des Senats, die im Herbst beschlossen wird, wegen des Flughafens, des ICC oder ähnlicher Geldvernichtungsanlagen ins Trudeln geraten, könnte sogar das beliebte Sommerbad dem Rotstift zum Opfer fallen.

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