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Von Tag zu Tag: Aaaah ja!

Ulrich Zawatka-Gerlach lässt sich von SPD-Talenten nicht verwirren.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Wie wäre es mit einer Doppelspitze! Was den Grünen recht ist, kann den Sozialdemokraten nur billig sein: Michael Müller und sein Kreuzberger Genosse Jan Stöß teilen sich ab Juni den SPD-Landesvorsitz. Der brave Müller erledigt die Tagesarbeit, der smarte Stöß ist für das politische Feuilleton zuständig. Eine Kostprobe seiner Qualitäten hat er am Freitag im öffentlich-rechtlichen Rundfunk abgeliefert. Die Antwort auf die Frage, ob er gegen Müller antreten wird: „Wenn ich eine Kandidatur zu erklären hätte, würde ich das gegenüber den Mitgliedern machen und den Gremien der Partei“. Ausschließen werde er das jetzt natürlich nicht und die SPD werde genug Gelegenheit haben, sich im Mai oder Juni spätestens damit zu beschäftigen, „welchen Kurs wir fahren, wie es weitergehen soll und welche Personen dafür stehen“.

Aaaah, ja, pflegte Loriot in solchen Fällen zu sagen. Man könnte auch den großen Sozialdemokraten Egon Bahr zitieren: Also, wenn meine Großmutter Räder hätte! Zwar wissen wir, dass Politik auch die Kunst der Wiederholung ist. Alles wird erst schön, wenn es zehn Mal gesagt wurde. Aber wenn ein Politiker nichts zu sagen hat, und das über viele Wochen und stets im Konjunktiv, ist das wohl mehr die Kunst der Verknotung: Hätte, wäre, könnte, sollte… Immerhin wissen wir seit dem Interview, eine Minute 30 zu viel, dass der gute Herr Stöß sowohl den Senator Müller, als auch den Regierungschef Wowereit und den Fraktionschef Raed Saleh unterstützt. Der Streit in der SPD drehe sich um ein „strukturelles Problem“ – und ihm gehe es um die Inhalte. Damit ist alles gesagt, was man von einem sozialdemokratischen Hoffnungsträger hören will, und wir schalten flugs zurück ins Funkhaus.

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