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Von Tag zu Tag: Bescheiden

Sabine Beikler zweifelt an der Innovationswut der Berliner Justiz

Von Sabine Beikler

Was wäre Berlin ohne identitätsstiftende Merkmale: die Spree, die Bären, die Boulevards, der Fernsehturm – und die schwerfällige Bürokratie. Besonders die Justiz hängt an ihren liebgewonnenen Traditionen. Unvorstellbar ein Moabiter Kriminalgericht ohne seine Mitarbeiter, die überladene Aktenwagen durch die Flure schieben. Die Einführung der elektronischen Akte schleppt sich seit sechs Jahren hin. Aber das Zaudern vor dem Einstieg ins moderne Zeitalter muss man verstehen: Die Justiz hat sich mit ihrem Rollwägelchen- System ein ausgeklügeltes System der Arbeitsbeschaffung geschaffen: Mal gehen Akten verloren, mal kommen so harte Jungs schneller wieder aus der Untersuchungshaft und können der Justiz wieder neue Arbeit bringen. Im November 2008 ist ein erster Versuch mit der elektronischen Akte angepeilt. Dieser Vorstoß wird jetzt schon so argwöhnisch beäugt, dass dieses System erst einmal von ein paar wenigen Staatsanwälten getestet wird. Der Name des Programms ist gut gewählt: „Modesta“ heißt „die Bescheidene“. Also bloß nicht zu viel Innovation erwarten.

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