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Von Tag zu Tag: Big Birne

Andreas Conrad gerät über ein Wort Lou Reeds zu Berlin in Verwirrung

Das Wesen dieser Stadt zu erfassen, haben schon viele versucht. Und bestimmt ist einer, der vor Jahrzehnten mit einem „Berlin“ betitelten Werk Musikgeschichte schrieb, dazu besonders berufen – dennoch vermag er zu verwirren. Berlin sei berlinischer geworden – das ist die Erkenntnis von Rockveteran Lou Reed, die alle Lokalpatrioten zum Widerspruch reizen muss. Galt ihnen bislang der Satz „Berlin bleibt doch Berlin“ als Gesetz, so hält der Sänger hingegen das Berlinische für steigerbar, möglich mithin als Komparativ wie auch als Superlativ. Berlinischer – das interpretiert Lou Reed als „größer, weltstädtischer, vereinter“, alles quantifizierbare Kriterien, während das höhere, ebenfalls angeführte Glücksgefühl als Privatsache kaum messbar ist. Die größte, weltstädtischste, vereinteste Stadt aber ist unzweifelhaft New York, woraus wir schließen müssen, dass für Reed die Stadt am Hudson River das wahre Berlin darstellt, weitaus berlinischer als das an der Spree. Bleibt die Frage, welches Obst uns am besten symbolisieren könnte, in Abgrenzung zu New York und seinem Big Apple. Vielleicht tut’s ja, wegen der Nähe zu Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, eine kleine Birne.

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