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Von Tag zu Tag: Bloß nicht leise

Gerd Nowakowski fordert zivilen Ungehorsam unter der Pappnase.

Zwischen Frohsinn und Graus liegt wenig. Wenn die Berliner Jecken ihr „Heijo“ schmettern, kräuselt sich anderen Berlinern die Kopfhaut. Richtig angekommen sind die Karnevalisten noch nicht recht an der Spree, trotz Regierungsumzuges. Das ist aber kein Grund für die kaum noch subtil zu nennende Diskriminierung von Migranten. Wie berichtet, darf der Karnevalsumzug nicht lauter als 70 Dezibel werden – was jedes Alte-Damen-Café mühelos übertrifft. Ausnahmen soll es nur für „Veranstaltungen von außergewöhnlicher Bedeutung“ wie Christopher Street Day oder Karneval der Kulturen geben, sagt das Amt. Einfach nicht stören lassen, kann man da nur raten – schließlich war Karneval immer schon eine Form zivilen Ungehorsams gegen die Obrigkeit: und eine prima Themenvorlage für einen Festwagen ist das außerdem allemal. Meinte nicht der alte Fritz, hier könne jeder nach seiner Façon selig werden? Scheint in der Senatsverwaltung nicht angekommen zu sein. Vielleicht lässt sich ja handeln: Ein paar Dezibel mehr – dafür behaupten die Jecken dieses Jahr mal nicht dreist, es wären wieder eine Million Teilnehmer am Straßenrand auf Kamellenjagd gewesen.

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