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Chapeau! In Potsdam ist das, nun ja, Stadtschloss schon fertig. In Berlin dauert es noch ein paar Jahre.

© Andreas Klaer

Von Tag zu Tag: "Dies ist kein Schloss"

Bernd Matthies interpretiert eine subtile Botschaft am Potsdamer Schloss. Das ist nämlich schon fertig - wurde nun aber ergänzt.

Auch in Potsdam haben sie ein Schloss. Es ist sogar schon fertig und umhüllt nach dem historischen Knobelsdorff-Entwurf den Landtag. Die Künstlerin Annette Paul hat dem Gebäude nun eine ironische Distanzierung von der eigenen Bedeutsamkeit verpasst: „Ceci n’est pas un château“ steht in goldenen Lettern auf der Fassade, „dies ist kein Schloss“.

Der Satz hat nichts Friderizianisches. Er nimmt nämlich René Magrittes Bild einer Tabakspfeife auf, das den Titel „ceci n’est pas une pipe“ trägt, „Dies ist keine Pfeife“ – so verblüffend wie banal, denn ein Bild ist nun einmal keine Pfeife, wie man es auch dreht und wendet. Und das Schloss ist keines, denn ohne die großzügigen Spenden des Unternehmers und Mäzens Hasso Plattner würde es nicht einmal die historische Fassade geben.

Unterdessen schreitet der Berliner Schloss-Bau, pardon, der Bau des Humboldt-Forums, gemessen voran. „Dies ist kein Schloss“ sollte vielleicht auch hier eines Tages an der Fassade stehen, damit die Freunde der historischen Rekonstruktion die Sache nicht allzu ernst nehmen, sondern eher ein wenig ironisch, eben so wie in der kleinen, feinen Nachbarstadt. Noch ist ja Zeit, darüber nachzudenken.

Keine Frage, dass das Konzept auch weitere bedeutende Bauten schmücken würde. Drunten in Schönefeld beispielsweise warten riesige Fassadenflächen darauf, einen solchen Schriftzug tragen zu dürfen: „Ceci n’est pas un aéroport“. Sollte das Projekt scheitern, sagt er die reine Wahrheit, gelingt es, bleibt er ironisch. Und das ist ja genau die Haltung, die man gegenüber Großbauprojekten heute einnehmen sollte.

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