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Von Tag zu Tag: Dong!

Bernd Matthies wägt den Nutzen flexibler Verkehrsschilder ab.

Der demokratische Staat soll wie ein Champion sein. Fällt er mal hin, steht er sogleich wieder auf, ohne Anzeichen von Schwäche zu zeigen, gelassen, flexibel, souverän. Deshalb ist es leicht, in den neuen Verkehrsschildern, die beispielsweise Treptow-Köpenick und Marzahn-Hellersdorf anschaffen möchten, ein Sinnbild unseres Staates zu erkennen: Fährt jemand gegen sie, geben sie sanftmütig nach, knicken um, lassen den Übeltäter widerstandslos weiterfahren und schaffen so einen Moment des Innehaltens, der Kontemplation. Doch dann: Zack, federn sie lässig wieder hoch, als wäre nichts geschehen. Kosten? Portokasse.

Klingt gut. Aber ist es auch gut? Die beiden Bezirke ernten nicht nur Zustimmung, möglicherweise ist das Rammen von Verkehrsschildern mit Fahrerflucht eine neue Plattenbau-Folklore, motorisierter Erlebnis-Volkstanz? Wir geben dafür kein Geld aus, sagt Charlottenburg-Wilmersdorf, bei uns zahlen das eh die Versicherungen. Es spricht aber noch mehr dagegen. Was, wenn das Schild verletzt am Boden verharrt und erst viel später hochklappt, wenn neugierige Passanten, dong, ihre Nase dranhalten? Was, wenn ortsübliche Vandalen mit ihren Autos aus Jux Jagd auf Klappschilder machen? Nein: Das kann sich der Champion nicht mal als Symbol bieten lassen.

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