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Von Tag zu Tag: Eile auf dem Seile

Bernd Matthies sieht dem Berliner Bären beim Balancieren zu.

Wir wollen das nicht mit Interpretationen überladen. Gewiss, der Bär hier oben auf dem neuen Bild balanciert eindeutig von Ost nach West, aber das ergab sich so, er ist in keiner Weise festgelegt und wird auch leichten Fußes zurückkehren, wie es Seiltänzerart ist. Gegenwärtig – man ahnt es beim genauen Hinsehen – ist er ein wenig erschöpft vom vielen Feiern und Gedenken. 80 Jahre Machtergreifung, 60 Jahre 17. Juni, 50 Jahre Kennedy, dazu der Rummel um Obama, das schlaucht einen Bären, der schon ein Bööörrrlinah war, als andere nicht einmal wussten, wo diese wundersame Stadt eigentlich liegt.

Gegenwärtig also genießt er die kleine Zäsur, in der sich die Konturen eines kleinen Sommerlochs abzeichnen. Und er denkt nur ganz gelegentlich an die bevorstehenden Großereignisse wie die Bundestagswahl und das 25. Jubiläum des Mauerfalls, das die Stadt ganz sicher wieder zum umfassenden Feiern und Gedenken bringt und von ihrem geschichtbewussten Wappentier den vollen Einsatz fordert.

Wir lassen ihn da oben herumtanzen und nehmen zu seinen Füßen unsere Tradition wieder auf, hier an dieser Stelle das mehr oder weniger spektakuläre Berliner Alltagsleben zu kommentieren und zu glossieren, in Ost und West genau wie in Süd und Nord und in allen Richtungen dazwischen. Der Bär ganz oben wird uns als Leitmotiv dienen. Damit nicht geschieht, was ein anderer prominenter Bär, Pu, beklagt hat: „Viele Menschen reden mit Tieren, aber die wenigsten hören auch zu. Das ist das Problem.“

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