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Von Tag zu Tag: Ein wenig Wärme

Gerd Nowakowski wünscht sich, dass manchmal nicht nur die Rechtslage zählt

Das hätte ein Weihnachtsmärchen sein können – es wurde eine Tragödie. Christian T. hat die Rechnung nicht bezahlt, auf Mahnungen nicht reagiert, also wurde ihm das Gas – und damit die Heizung – abgestellt. Juristisch in Ordnung. Ein Blick in den Kalender aber hätte die Gasag-Mitarbeiter daran erinnert, dass Winter ist. Man hätte ja mit sich reden lassen, sagt das Unternehmen, doch T. habe sich nie gemeldet; nicht bei der Gasag, nicht beim Amt. Ja, das soll es geben, dass Menschen versäumen, was notwendig ist und sich damit selbst schaden: wäre es anders, hätten wir in Berlin nicht tausende Obdachlose – trotz aller Hilfsangebote. Einer Mutter dürfe nicht bei Minusgraden die Heizung abgedreht werden, urteilte vor Jahren ein Gericht; für Christian T. soll das nicht gelten? Kalt ist es auch jetzt und eine warme Wohnung ein Menschenrecht. Nichts kann entschuldigen, die Gasleitung zu manipulieren und eine Explosion zu verursachen. Aber ein wenig Wärme hätte ja geholfen. Das Amt zu informieren statt den Gerichtsvollzieher, das wär’s gewesen. Dann hätte T. zu Weihnachten noch eine Wohnung. (Seite 13)

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