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Von Tag zu Tag: Ende der Kraft

Stephan Wiehler trauert um eine starke Frau

Berlin hat eine starke Frau verloren. Kirsten Heisig ist tot. Fünf Tage lang war die 48-jährige Jugendrichterin spurlos verschwunden, am Sonnabend fand die Polizei ihre Leiche im Tegeler Forst. Noch sind die Umstände nicht geklärt, doch es deutet bisher nichts auf ein Verbrechen. Gerade dies macht Kirsten Heisigs Tod noch unbegreiflicher für die Öffentlichkeit, die von ihr bis jetzt ein ganz anderes Bild hatte: das einer Frau, die sich gerade den harten Seiten des Lebens zuwandte, mit großer Kraft, mit Mut und beispielhaftem Engagement. Die Richterin machte sich stark für Kinder und Jugendliche, die andere längst aus den Augen verloren hatten. Im Brennpunktkiez Nord-Neukölln wollte sie junge Täter so früh wie möglich vor kriminellen Karrieren bewahren. Das „Neuköllner Modell“, keinen Fall auf die lange Bank zu schieben, mit schnellen Urteilen zu reagieren und die Täter nicht mehr aus dem Blick zu verlieren, trug ihre Handschrift und wird ab Herbst auch auf andere Bezirke übertragen. Kirsten Heisig hat dafür viel Herzblut gegeben, mit Schülern, Lehrern, Sozialarbeitern und vielen Politikern diskutiert. Eine starke Frau. Doch offenbar gab es noch andere Probleme im Leben der Richterin, für die ihr am Ende die Kraft gefehlt hat.

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