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Von Tag zu Tag: Ende in Raten

Andreas Conrad vergießt für den Lehrter Bahnhof eine Abschiedsträne.

Auf den ersten Blick haben Zinnowitz und Lehrte nicht viel gemeinsam. Ein malerisches Ostseebad hier, ein Bahnknotenpunkt bei Hannover dort. Dennoch müssen beide Gemeinden ein ähnliches Schicksal verkraften: Ihnen ist ein Berliner Bahnhof verloren gegangen. Im Falle der Stadt am Meer war das vor drei Jahren, als die BVG ihre U-Bahnstation Zinnowitzer Straße in Naturkundemuseum umtaufte. Die Bahn hat das jetzt im großen Stil wiederholt und die Station Lehrter Bahnhof endgültig auf dem Schuttplatz der Geschichte abgeladen. Lehrter Bahnhof? So hieß der Ende der fünfziger Jahre gesprengte Kopfbahnhof Richtung Lehrte, heute steht dort der Hauptbahnhof. Es war ein traditionsreicher Name, der vor zehn Jahren bei einer Befragung der Berliner eine breite Mehrheit fand. Dennoch entschieden sich das Land Berlin und die Bahn für den Doppelnamen „Berlin Hauptbahnhof – Lehrter Bahnhof“ – ein Kompromiss und ein Abschied in Raten. Schon zur Eröffnung 2006 war er Geschichte: Die Bahn sprach nur noch von „Berlin – Hauptbahnhof“. Nur am S-Bahnsteig überlebte der Zusatz „Lehrter Bahnhof“ irgendwie. Jetzt ist er weg, abmontiert. Für immer.

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