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Von Tag zu Tag: Fluch und Segen

Andreas Conrad würde ungern Bröckelkunst von A nach B tragen

Für Museen und verwandte Institutionen ist die Brüchigkeit ihrer Schätze Fluch und Segen zugleich. Ersteres, weil sie sich stets sorgen müssen, dass ihnen die Preziosen unter den Fingern zerbröseln – eine Begleiterscheinung des hohen Alters und oft unsachgemäßer Lagerung im Laufe der Jahrtausende. Ein Segen aber ist diese Bröseligkeit, da sie ein unschlagbares Argument gibt gegen jedes Verlangen, die uralten Werke, auf die vielleicht ein anderer Kunsthort Anspruch erhebt, herausrücken zu müssen. Schon der Wunsch aus Ägypten, ihnen Nofretete doch zumindest leihweise zu überlassen, sie komme garantiert zurück, konnte so elegant pariert werden. Ähnlich wird jetzt bei den acht Attika-Figuren auf dem Dach der Humboldt-Universität argumentiert, eine Dauerleihgabe seit 1966, die vom Dach des alten Potsdamer Stadtschlosses stammen. Berlin tut gut – so lautet zugespitzt die These, ein Umzug schade nur, wird von Berliner Seite vorgetragen. Immerhin zeigt sich Potsdam solchen Argumenten zugänglich – anders als die Ägypter. Aber das letzte Wort ist nicht gesprochen.

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