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Von Tag zu Tag: Gas geben

Stefan Jacobs dankt der Nachfolgerin von Friedrich Wilhelm I.

Vor jedem dritten Haus der Stadt sei eine Laterne anzubringen, stand sinngemäß in einem Erlass des Großen Kurfürsten von 1679. Jetzt ist dafür eine Frau zuständig, „Stadtentwicklungssenatorin“ heißt der Posten – und „Beleuchtungskonzept“ der Erlass. Was darin steht, zeigt: Ingeborg Junge-Reyer ist eine würdige Nachfolgerin von Friedrich Wilhelm I., dem Initiator der Berliner Straßenbeleuchtung: Nur etwa jede fünfte der 44 000 Gaslaternen soll durch elektrische ersetzt werden, hat der Senat auf ihren Vorschlag hin beschlossen. Eine wärmende Nachricht für die vorweihnachtlich gekühlte Stadt. Nüchtern betrachtet sind Gaslaternen nämlich eine Art mit Geldscheinen befeuerte Heizpilze, also buchhalterisch zum Gruseln und klimatechnisch eine Katastrophe.

Aber in einer Welt voll neonfahler Nächte sind die Gasfunzeln ein Stück Heimat – nach dem Motto, zu Hause ist, wo’s kuschlig glimmt. Wir dürfen nicht mehr Bewag sagen, Knut ist fett und bissig, Yan Yan tot und Eberhard Diepgen nicht mehr Regierender Bürgermeister. Da ist es schön, dass uns die Gaslaternen auch künftig Halt geben, wenn wir nachts aus der Kneipe kommen. (Seite 10)

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