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Von Tag zu Tag: Gerädert

Stefan Jacobs über einen Guerillero, der der Verkehrslenkung Beine macht

Der Mörder ist immer der Gärtner und der Rowdy immer der Radler. Da Klischees gelegentlich überprüft gehören, hatten wir uns vor ein paar Monaten zunächst den Radlern zugewandt und einen Selbstversuch unternommen: Eine Radtour vom Ostkreuz über den Potsdamer Platz nach Tempelhof, streng vorschriftsgemäß. Am Ende standen 33 kritische Situationen, davon acht wegen besonders grober Bau- oder Planungsmängel an Radwegen. Diese Erkenntnis animierte einen tapferen Leser, die Route nachzufahren, aber dabei entgegen der Vorschrift keine Radwege zu benutzen, sondern die Straße. So sei er ohne Lebensgefahr und Bedrängnis flott ans Ziel gekommen, kabelte der Guerillero hinterher in die Redaktion. Nur einmal habe ihn jemand angehupt.

Um der Welt etwas Bleibendes zu hinterlassen, bombardierte der Mann nun die Verkehrslenkung des Senats mit Widersprüchen gegen die blauen Schilder, die zur Nutzung der offenkundig gefahrenträchtigen Radwege entlang der Strecke zwingen. Ein Großteil der Schilder entlang der „Tagesspiegel-Route“ (O-Ton Verkehrslenkung) wurde und wird nun abgeschraubt. Andere, etwa an besonders gefährlichen Kreuzungen oder bei offensichtlichen Konflikten mit dem Bus, bleiben bestehen. Na bitte. Schade nur, dass die Verwaltung dafür extra jemanden braucht, der ihr Beine macht.

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