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Von Tag zu Tag: Gib Gummi!

Andreas Conrad hat noch niemanden mit seinen Schuhen beworfen.

Schon früher waren Jesuslatschen, Springerstiefel, Highheels oder Birkenstock nicht nur zum Laufen da, sondern signalisierten den Lebensstil ihrer Träger. Jetzt aber wird es höchste Zeit, das Schuhwerk als politisches Ausdruckmittel ins Auge zu fassen, es womöglich einer kulturhistorischen Untersuchung zu unterziehen, egal, ob es nun geworfen, verbrannt oder, wie jetzt in Berlin mit Blick auf Wulff, ganz zivilisiert nur gezeigt wird. Man greift dabei zu kurz, wenn man bei der Suche nach den Ursprüngen nur gen Arabien blickt, nach Bagdad besonders und auf die Schuhpaar-Attacke gegen US-Präsident Bush 2008. Die Sitte des Stiefelwerfens ist weitaus älter, soll auf einen unpolitischen Zeitvertreib finnischer Seeleute zurückgehen. Auch britische Farmer könnten es gewesen sein – so berichtet es jedenfalls Gib Gummi 03 Berlin e.V., nach eigener Darstellung „Deutschlands erster Stiefelweitwurfverein“. Fragt sich nur, wer für eine Doktorarbeit zum Schuhwesen geeignet wäre. Wohl am besten einer, der die argumentative Kraft einer Schuhdemonstration selbst erlebt hat. Herr zu Guttenberg, übernehmen Sie!

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