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Von Tag zu Tag: Golf in the City

Ulrich Zawatka-Gerlach erklärt einen klassischen faulen Kompromiss

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Haben Sie noch Sex oder spielen Sie schon Golf? Von dieser blöden Sottise wollen wir gleich wieder Abstand nehmen. Entschuldigung! Zumal wir vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und dem Finanzsenator Thilo Sarrazin lediglich wissen, dass sie Golf spielen. Der erste schon länger, der zweite ist Anfänger.

Trotzdem: Das Spiel mit Schläger und Ball auf 18 Löcher, das in anderen Ländern ein Volkssport ist, stößt in Deutschland immer noch auf Vorurteile. Altherrensport – unter Einbeziehung brillantbesetzter, gelangweilter Damen. Kein Wunder also, dass der geplante Verkauf des Golfgeländes am Wannsee, wo seit über 100 Jahren eingelocht wird, auf der Stelle zum Politikum wurde. Einem wohlhabenden Club darf die öffentliche Hand nichts schenken. Das ist die verständliche Mehrheitsmeinung im Parlament. Wir wollen behandelt werden wie andere Sportvereine, kontern die Golfer und wittern billigen Sozialneid. Auch dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen. Aber weil das Golfen bei uns so einen kleinen Beigeschmack hat, verklemmte sich die Diskussion sofort. Herausgekommen ist – ein fauler Kompromiss. Der Verkauf ist gestoppt, aber der Club kann weiter äußerst preiswert pachten. In 99 Jahren wird nachgebessert.

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