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Von Tag zu Tag: Gurke satt

Stefan Jacobs hört eine Kampfansage aus dem Spreewald

Junges Gemüse mit Aggression galt bisher als spezielles Problemkiezphänomen, siehe Rütli & Co. Doch jetzt begibt sich auch ein Brandenburger Original auf den Kriegspfad. „Spreewälder Gurke soll Europa erobern“, meldete die „Lausitzer Rundschau“ am Freitag auf ihrer Titelseite. Klar, könnte man meinen, Ferien sind nachrichtentechnisch Saure-Gurken-Zeit, da schreiben die halt so was. Aber die Sache ist ernster, wie der Chef des Spreewaldvereins mitteilt: „Der deutsche Markt ist gesättigt.“ Mit anderen Worten: Wenn Mutti schon wieder das Schraubglas mit der markanten Essigaura auf den Tisch stellt, wird der Rest der Familie vor Überdruss grün und pickelig. Das Problem ist nicht neu, wie ein Blick ins Konservenarchiv zeigt: Auf die legendäre Gurkendosenexpansion von Lübben nach Dubai 2001 folgte 2004 ein Regiment von 40 000 Versuchsdosen für die USA. Doch die Gurken wachsen schneller, als die Welt sich an sie gewöhnen mag. Nun soll professionelle Vermarktung die Spreewaldgurke in jene Liga befördern, in der schon Parmaschinken und holländischer Käse spielen. Die Gurke steht quasi kurz vor Amsterdam. Hoffentlich ist Frau Antje nicht auch schon gesättigt.

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