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Berlin: Von Tag zu Tag: Gysi gibt Gummi

In diesen schwülen Sommernächten kommt die Stadt uns spanisch vor. Am Pfefferberg an der Schönhauser Allee zum Beispiel, beim Flamenco-Festival.

In diesen schwülen Sommernächten kommt die Stadt uns spanisch vor. Am Pfefferberg an der Schönhauser Allee zum Beispiel, beim Flamenco-Festival. Im Biergarten herrscht Hochbetrieb. Vor dem Eingang strömt freie deutsche Jugend zu später Stunde über den Bürgersteig und verbreitet mediterranes Flair, dazwischen ein junges Paar, bewehrt mit hölzernen Bauchläden. "Darf ich Ihnen Ihren künftigen Regierenden Bürgermeister Gregor Gysi vorstellen?" fragt der junge Mann und verabreicht den Passanten Faltblätter mit kleinen Wahlgeschenken: Plastiktütchen mit roten Gummibären und roten Gummis.

"Warum lässt Gysi denn Kondome verteilen?" will einer wissen. Der junge Pionier zuckt mit den Schultern. So genau weiß er das auch nicht: "Vielleicht, weil die PDS eine Partei ist, die immer sehr lustbetont ist." Genau, jetzt fällt es uns wieder ein. Sozialismus ist sexy wie eine schwüle Sommernacht, Bestarbeiter mit offenen Hemden und maskuliner Brustbehaarung, den Bizeps allzeit bereit, zum Aufbau angespannt. Aber sollten sich solche Kerle nicht tüchtig fortpflanzen? Wozu die Kondome? "Der Sozialismus wurde uns übergestülpt", deutelt ein Kollege aus dem Osten - wohl kaum die Intention, die den PDS-Wahlwerbern vorschwebte. Oder hat der clevere Gysi etwa einen ganz verwegenen Plan ausgeheckt und will, bevor er sich zum Regierenden wählen lässt, seine noch ungezeugte Opposition verhüten?

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