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Von Tag zu Tag: Häuserinnen

Stefan Jacobs über Männer, die nur für Frauen bauen.

Bierflaschenringe auf dem Tisch, Klodeckel offen, Socken auf dem Boden? Das muss nicht sein. Selbst in der Nachbarwohnung nicht: In Pankow baut ein Investor Eigentumswohnungen, die ausschließlich an Frauen verkauft werden. Männer und Haustiere sind zwar erlaubt, aber die Wohnungsgrößen zwischen 53 und 73 Quadratmeter sprechen eher für Singelinnen als Zielgruppe.

Es ist schon das dritte Projekt dieser Art in Berlin; die Nachfrage sei groß, teilt das Unternehmen mit. Adressatinnen sind überwiegend nicht mehr ganz junge Frauen, die ihren noch langen Lebensabend in weiblicher Gemein- und Gesellschaft verbringen wollen, ohne auf die eigene Wohnung als privaten Rückzugsraum zu verzichten. „Es ist kein männerfeindliches Projekt“, versichert eine Unternehmenssprecherin vorsorglich.

Ja, selbst als Mann glaubt man gern, dass ein Leben ohne seinesgleichen reizvoll sein kann. Die Vorstellung, sein Dasein jenseits ewig balzender Artgenossen zu verbringen, hat was. Dass der Kulturschock umso größer ist, wenn man dann doch mal welche trifft – in Gestalt von Handwerkern oder dem Spinnen-wegmach-Notdienst –, ist eine andere Sache.

Ob die Beschränkung auf Frauen antidiskriminierungstechnisch in Ordnung ist, wird das Pankower Bezirksamt ja sicher mit dem Bauantrag geprüft haben. Bleibt nur, den acht Männern in der neunköpfigen Geschäftsführung der Baufirma guten Erfolg zu wünschen.

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