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Von Tag zu Tag: Hase und Igel

Bernd Matthies staunt über eine neue Leibesübung

Gestern noch im Horrorroman – heute schon auf Berlins Straßen. Ja, könnten notorische Hauptstadtverächter sagen, das ist ja der Normalfall in dieser Stadt. Allerdings wird der Zusammenhang selten so deutlich wie beim „Extra Mile Endurathon“ dem Straßenlauf mit offenem Ende, der auf einem Roman von Stephen King basiert: laufen ohne Pause, bis der Notarzt kommt oder alle anderen aufgegeben haben.

Solche Ideen galten vor einigen Jahrzehnten noch als Abgrund von Sensationsgier – heute sind sie normaler Teil der Extremsportmaschinerie, die immer neue befremdliche Rekorde produzieren muss, Hase und Igel in Personalunion. Da der Veranstalter das erste Gebot der Veranstaltungs-PR – „Du sollst einen Teil der Einkünfte für gute Zwecke stiften“ – befolgt, muss er nicht damit rechnen, dass sich ihm jemand in den Weg stellt. Aber man wird Unfug trotzdem Unfug nennen dürfen, nicht wahr?

Mal sehen, ob Berlin noch Berlin ist. Dann nämlich werden in fünf Jahren etwa 198 000 Menschen an dieser Veranstaltung teilnehmen und schwitzend tagelang die Stadt blockieren. Und es wird sehr schwer werden, dieses Monster dann noch nach Essen zu verkaufen.

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