zum Hauptinhalt

Von Tag zu Tag: Hülle und Fülle

Christian van Lessen wundert sich, was Werbung aus der Stadt macht

Wie schön der Leipziger Platz geworden ist! Endlich fertig. Dass gut ein Drittel seiner hellen Wohn- und Geschäftshäuser aus Folien und Gerüsten verblüffende Perfektion vorgaukelt, fällt vor allem Touristen nicht auf. Die Stadt täuscht hier Fülle vor, hinter der sich peinliche Leere verbirgt. Werbung aber kaschiert und bringt den Grundstückseigentümern richtig Geld, so dass sie versucht sein könnten, erst gar nicht zu bauen, es beim Hochstapeln von Gerüsten zu lassen. Aber auch richtige Häuser aus Stein und Stahl hüllen sich zunehmend in einen blickdichten Mantel, der aus Werbung gewebt ist. So beginnt die Stadt hinter farbigen Botschaften zu verschwinden und den Durchblick zu verlieren. Denn was sich hinter den Planen tut, bleibt weitgehend verborgen. Da wird saniert und repariert oder einfach gar nichts getan, die Bezirke kommen kaum mit, die verborgenen Geheimnisse zu lüften. Vielleicht ist manches Haus, einst hinter hohen Plakaten verschwunden, längst heimlich abgerissen und durch ein Gerüst ersetzt worden. Hüllen sollen fallen, fordern die Grünen. Schön und gut. Aber wie traurig sieht der Leipziger Platz dann aus?

Christian van Lessen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false