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Von Tag zu Tag: Hui Buh

Bernd Matthies über das seltsame Berufsbild des Mitternachtsnotars.

Rückt die Uhr gen zwölf, sprechen wir gern von der Geisterstunde. Neu ist allerdings, dass dann nicht Hui Buh im Bettlaken erscheint, sondern der Mitternachtsnotar im dunklen Zwirn, offenbar keinen Deut weniger Schrecken erregend. Das Wort „Mitternachtsnotar“ war im Berliner Sprachgebrauch bisher nicht verankert, und manch argloser Nichtjurist mag denken, das sei so eine Art notarieller Notdienst für den Fall, dass Großvater auf dem Sterbebett seinen missratenen Sohn enterben will. Doch das ist offenbar ein Irrtum.

Denn einfaches Googeln ergibt: Der Mitternachtsnotar erscheint nahezu immer in trauter Eintracht mit seinen illegitimen Vettern, dem Strukturvertrieb und der Schrottimmobilie. Diese Trinität hat sich offenbar darauf spezialisiert, nächtens schnelles Geld zu machen, und das so effektiv, dass Notarkammern schon 1999 davor gewarnt haben.

Man könnte also in der gebotenen Neutralität sagen: Mitternachtsnotare sind ein spannendes Thema für Verbraucherschutzsenatoren. Möglicherweise beherrscht unser neuer Senator den Trick, sich in diese beiden Persönlichkeiten aufzuspalten – vielleicht zur Geisterstunde?

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