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Von Tag zu Tag: Jubiläumsstreik

Klaus Kurpjuweit fährt mit der U-Bahn zum 110-Jährigen aufs Abstellgleis.

Berlin feiert gern und groß. Nicht nur Silvester am Brandenburger Tor oder vielleicht auch wieder auf einer Fanmeile während der Fußball-Europameisterschaft im Sommer. Auch die BVG macht oft mit – sei es mit einem Kinderfest im Tierpark oder beim Vorführen einer neuen Straßenbahn. Ein Jubiläum ignoriert sie aber jetzt: Die Aufnahme des Linienbetriebs bei der U-Bahn vor exakt 110 Jahren am 18. Februar 1902. Kein Stand, keine Fahrt mit einem der von Mitgliedern einer Arbeitsgemeinschaft liebevoll gepflegten historischen Züge war vorgesehen. Da passt es gut, dass Verdi ausgerechnet am Jubiläumstag auch den Verkehr bei der U-Bahn stilllegen will. So fällt nicht auf, dass der BVG der Geburtstag ihrer U-Bahn nicht die kleinste Aktion wert war. Nur Verdi hat Gespür bewiesen. Der Beschluss, am 18. Februar zu streiken, fiel am 15. Februar. Vor 110 Jahren hatte man an diesem Tag die Voreröffnung der U-Bahn gefeiert – mit einer sogenannten Ministerfahrt. Der Kaiser ließ sich erst Jahre später blicken. Schlag auf Schlag folgten vor 110 Jahren weitere Streckeneröffnungen. Wenn das Verdi mitbekommt, wird der Streik wohl lang dauern.

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