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Am Roten Rathaus wird ein Kompromiss aus Tag- und Nachtzeit gesucht.

© Getty Images/iStockphoto

Von Tag zu Tag: Kurz vor fünf

In Berlin gehen die Uhren anders. Aber wie genau? Zur Uhr des Roten Rathauses kennt Bernd Matthies überraschende Hintergründe.

In Berlin gehen die Uhren anders, das ist weltweit bekannt. Aber wie genau? Tagsüber schneller, nachts langsamer – das gilt zumindest für die Innenstadt. Draußen in Lübars zuckeln sie so vor sich hin, soeben ist dort das 20. Jahrhundert erreicht worden, am BER stehen sie seit 2012 komplett still. Dagegen rennen die Sekunden in der West-City, immer neue Gebäude wachsen in die Höhe ohne Unterlass. Na, und so weiter.

Aber wie kann eine einzelne Uhr dieses Chaos widerspiegeln? Einen verlässlichen Mittelwert darstellen, auf den sich alle, die Berliner und die Touristen, einigermaßen verständigen können? Am Roten Rathaus läuft seit ein paar Jahren eine Versuchsreihe mit verschiedenen Zeiten, mal streng nach der mitteleuropäischen Zeitzone ausgerichtet, mal stationär, vermutlich, um der überlasteten Regierung ein wenig Zeit zu verschaffen.

Die vier Uhren erlauben es theoretisch auch, mit verschiedenen Zeiten gleichzeitig zu arbeiten, was enorme Vergleichsmöglichkeiten bietet, aber gegenwärtig noch nicht genutzt wird. Alle stehen auf kurz vor fünf, und zwar den ganzen Tag lang. Morgens oder nachmittags? Man weiß es nicht, es ist wohl eine Art Kompromiss für Nachtschwärmer und Büromenschen, ein Hinweis: Geht mal langsam nach Hause.

Bald steigt sicher wieder ein Uhrmacher rauf und schaut nach dem Rechten. Was danach passiert, ist völlig offen. Aus psychologischen Gründen bitten wir jedoch darum, die Zeit nicht auf fünf vor zwölf zu stellen. Das würde den Senat nur unnötig nervös machen.

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