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Von Tag zu Tag: Land unter

Andreas Conrad erinnert sich gern an den „Berliner Unwillen“ von 1448

Wir Deutschen, also auch wir Berliner, gelten nicht gerade als Berufsrevolutionäre, aber Tradition hat das Aufbegehren hier schon. „Wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!“ – Lenin persönlich wird dieser abfällige Satz zugeschrieben, er kann schon deswegen nicht stimmen, weil es keine Bahnsteigkarten mehr gibt. Aber gemach, noch hat der Aufstand gegen die drohenden Flugrouten nichts Revolutionäres, kein Flugfeld soll bislang mit gefälltem Bajonett gestürmt werden, so schlimm kommt es nicht. Doch wie gesagt: Wir können auch anders, und das nicht erst seit 1848. Schon 400 Jahre zuvor hatte Landesfürst Friedrich II., genannt Eisenzahn, mit Berlin-Cölln nichts als Ärger. Eine Burg auf der Spreeinsel wollte er sich bauen, die Doppelstadt sollte Bauland und einiges von ihrer Autonomie herausrücken. Das passte den Bürgern ganz und gar nicht, Historiker sprechen vom Berliner Unwillen: Erst motzte man, randalierte ein wenig im Palast des Kurfürsten, öffnete schließlich ein zur Anlage des Schlossgrabens errichtetes Wehr und setzte die Baugrube unter Wasser. Gebracht hat es nicht viel, und auch technisch wäre das heute in Schönefeld nicht möglich: keine Spree in der Nähe.

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