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Von Tag zu Tag: Lichttherapie

Stefan Jacobs sieht die Stadt mit anderen Augen

Kann sich jemand erinnern, wann es zum letzten Mal richtig hell war? Ja, am Sonntag, einigermaßen zumindest. Heute ist also Tag fünf, an dem wir und – subjektiv noch schlimmer! – unsere Mitmenschen mit käsigem Teint im Neonlicht sitzen oder unter der Energiesparlampe, an der angesichts der saftigen Strompreiserhöhung von Vattenfall nun kein Weg mehr vorbeiführt. Gebraucht wird also eine Möglichkeit, das aktuelle Haushaltsdefizit der Glückshormone auszugleichen. Ernsthafte UV-Stimulation durch Sonnenschein ist nicht vor April zu erwarten. Aber gegen akuten Lichtmangel hilft seit gestern auch ein Computer mit Internetanschluss: Google Street View. Ein Sommertagtraum! Das Laub, das seit Wochen als brauner Schlick die Wege überzieht, wogt auf den Bildern sattgrün an den Bäumen. Menschen, die jetzt wie Engerlinge in ihren Jahrhundertwinterjacken stecken, flanieren im T-Shirt durch die Straßen oder sitzen vor Cafés. So erinnert einen Google in diesen finsteren Zeiten daran, wie schön man in Berlin eigentlich wohnt. Es sei denn, man hat sein Haus verpixeln lassen. Dann sieht man nur eine Soße, deren Farbton dem da draußen ähnelt. (Seite 11)

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