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Von Tag zu Tag: Mit Gebimmel

Andreas Conrad würde gerne mal wieder in eine Milchbar einkehren

Die Gefahren der alkoholischen Gärung waren lange bekannt, bevor man Heidelbeerwein oder gar Feuerzangenbowle erfand. Beide Getränke, so dürfen wir annehmen, gelten der heutigen Jugend nicht gerade als cool, sie bevorzugt Härteres, und so werden beinahe täglich Milchbärte volltrunken aus der Gosse gelesen. Gegenrezepte sind gefragt, Wege, wie man die maßlos verfrühten Zecher zu angemessenerer Flüssigkeitsaufnahme bewegen könnte. Doch ach, vergangen die Zeiten, als noch Milchbars das verwegenste Ziel jugendlicher Ausflüge in die Erwachsenenwelt darstellten, in den Fünfzigern, als die während der Prohibition in den USA populär gewordenen Lokale auch hier Mode waren und es allenthalben hieß: Milch macht müde Männer munter – ein für die damalige Sittenstrenge erstaunlich gewagtes Motto. Nicht länger musste wie noch 1926 ein Reichsmilchausschuss zu höherem Milchkonsum animieren, die Deutschen gossen sich den weißen Trunk auch so hinter die Binde. Nicht ohne dabei hin und wieder eines Berliners zu gedenken, der das Milchtrinken in ihrer Stadt vorantrieb wie kein zweiter und gestern seinen 175. Geburtstag hatte: Bimmel-Bolle.

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