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Von Tag zu Tag: Na ja, ich will

Stefan Jacobs kann sich für eine unverbindliche Hochzeit erwärmen.

Heiraten bedeutet bisher, dass die designierte Braut ca. im Herbst ein Magengeschwür bekommt, weil bis zum Termin im Sommer noch so viel zu organisieren ist. Der Bräutigam in spe dagegen kommt wegen der Doppelbelastung aus Beruf und Tanzkurs erst gar nicht zum Nachdenken über das Ereignis und die daraus resultierenden Verpflichtungen, bis der Termin plötzlich wie eine Wand vor ihm steht und sein bisher leidlich austariertes Seelenleben verschattet. Ein Tag, der gefälligst der schönste des Lebens werden muss, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Am besten, man verkriecht sich gleich unter der Bettdecke und surft mit seinem Smartphone durch die Weiten des Internets und reinigt mal wieder den Spam-Filter der Mailbox… und findet zwischen allerlei anderem Gefussel diese Kirche im Hüpfburgstil, die auf unverschämt grünem Rasen neben dem Fernsehturm steht. Es soll sie wirklich geben: Am Valentinstag will das Reiseportal Wimdu sie in der City-Ost aufstellen. Im Viertelstundentakt können sich neu und alt Verliebte zwischen 10 und 18 Uhr im Viertelstundentakt symbolisch trauen lassen. Dabei ist der Begriff „Hochzeit“ für die Aktion genauso aufgeblasen wie die Location. Positiv gesagt: Außer der Zahlung von 20 Euro Buchungsgebühr entstehen keine Verpflichtungen. Es sind noch einige Vormittagstermine frei, und wer will, darf sogar bis zu 60 Gäste mitbringen. Die können auch für etwas Behaglichkeit sorgen, falls der Ostwind dann noch immer direkt von Sibirien in die Pforte pfeift.

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