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Von Tag zu Tag: Nervensäge

Bernd Matthies über einen Jungjuristen mit Aufstehproblemen

Morgens nach Marzahn zu müssen – das ist eine Herausforderung für einen Langschläfer, jedenfalls, wenn er in Lichterfelde wohnt. Der, von dem hier die Rede ist, sollte sich dem Zweiten Juristischen Staatsexamen unterziehen, aber das Prüfungsamt in der Salzburger Straße nahe dem Rathaus Schöneberg ist wegen Bauarbeiten nicht verfügbar. Der Ausweichstandort: Polizeiabschnitt 62, Marzahn.

Zu weit, schäumte unser Referendar, und er tat, was Juristen tun müssen: Er zog vor das Verwaltungsgericht, das bekanntlich nichts Besseres zu tun hat, als Querulanten zu ihrem Recht zu verhelfen. Nur half es nichts: Die Richter rechneten ihm vor, dass er seine Wohnung für die Prüfung im fernen Osten um 7.11 Uhr verlassen müsse, und sie fanden dies zumutbar. Die Beschwerde sei zulässig, heißt es in der Mitteilung drohend. Ob der Jungjurist sie wagt? Wir sollten seinen Lebensweg verfolgen. Denn er wird bestimmt mal eine erstklassige Nervensäge vor Gericht. Und die sind in Berlin oft ganz erfolgreich.

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