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Die Stromschiene ist schon lange nicht mehr in Betrieb.

© André Görke

Berlin-Kolumne: Neues Leben für tote Bahnstrecken

In New York wurde aus einer toten Hochbahnanlage ein neuer Park. Das sollte Schule machen, meint unser Kolumnist.

Ein Unhold ist bekanntlich ein Wesen, dem man lieber nicht begegnet, ein Unort einer, an dem man sich tunlichst nicht aufhält. Es sei denn man hat ein Faible für die dunkle Seite der Stadt, das Unheimliche, Verfallene, Morbide. Berlin hat davon auch 25 Jahre nach dem Mauerfall einiges zu bieten, etwa die Siemensbahn. Das ist der Abschnitt zwischen den Stationen Jungfernheide und Gartenfeld, mit den Zwischenstops Wernerwerk und Siemensstadt. Nur stoppt auf dieser Strecke seit 1980 niemand mehr, seit die Reichsbahn sie infolge des damaligen Streiks ihres Personals dicht machte. Es ist nach 34 Jahren Stillstand ein Ort des Verfalls, des Vandalismus, der Rückeroberung von Menschenwerk durch die Natur. Pläne für die Zukunft? Keine.

Aber das muss nicht sein, New York, Berlins Vorbild, hat es an diesem Sonntag wieder einmal vorgemacht: Das letzte Teilstück der High Line im Westen Manhattans wurde eröffnet, eine kurz nach der Siemensbahn gebaute, ebenfalls 1980 zuletzt genutzte Hochbahntrasse, die abgerissen werden sollte und nun neue, blühende Verwendung fand: als 2,5 Kilometer langer Park, schon jetzt eine Touristenattraktion ersten Ranges. Für Unorte jeder Art zur Nachahmung empfohlen! Und, wie am Schöneberger Südgelände zu sehen, auch in Berlin möglich.

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