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Von Tag zu Tag: Nicht übel

Bernd Matthies erinnert aus gegebenem Anlass an Jürgen Wohlrabe.

Es ist selten, dass jemand durchaus zu einiger Prominenz gelangt, aber erst durch eine böswillige Schmähung richtig bekannt wird. Jürgen Wohlrabe, der Berliner CDU-Politiker, war so einer. Herbert Wehner hängte ihm einst im Bundestag wegen seiner schneidigen Reden den Beinamen „Übelkrähe“ an, eine unvergessliche Gemeinheit.

Dennoch trägt die neue Straße im Technopark Siemensstadt jetzt natürlich den echten Namen des Geehrten: Wohlrabedamm. Dort lag sein Wahlkreis, das passt, und auch aus eher linksorientierten Kreisen war kein Protest zu hören. Denn die Straßenschilder erinnern nun an eine farbige Gestalt, die es heute in der Berliner CDU so nicht mehr gibt. An einen, der, als seine Bundestagskarriere stagnierte, den „Jugendfilm-Verleih“ seines Onkels übernahm und mit sicherem Instinkt zum Erfolg führte. An einen, der sich weiter in der Politik engagierte und, milder geworden, als Parlamentspräsident die Wende mitgestalten durfte. Jürgen Wohlrabe ist 1995 gestorben. Man könnte durchaus sagen, dass Leute wie er der Berliner Politik fehlen. (Seite 8)

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