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Von Tag zu Tag: Nicht vertreiben

Gerd Nowakowski freut sich über den grenzenlosen Karnevals-Umzug

Ein Glück, dass der Karneval der Kulturen die verblichene Loveparade als Wahrzeichen des friedlichen Zusammenlebens abgelöst hat. Sonst könnte jemand noch auf den Gedanken kommen, in der deutschen Hauptstadt gäbe es eine Revanchisten-Verschwörung: In Augsburg treffen sich die Vertriebenen zum Sudentendeutschen Tag – und welche Gruppen liegen in Berlin in der Gunst der Jury ganz vorne? Die Tänzer von Silesian Roosters, die sich als Botschafter der niederschlesischen Kultur und urslawischen Tradition verstehen. Und der dritte Rang ging an die Gruppe Via Sudetica, die weiß gekleidet und mit Keramiklehm im Gesicht an die historische Porzellanfertigung im früheren Bunzlau erinnern. Fehlt bloß noch die Vertriebenen-Chefin Erika Steinbach am Straßenrand. Die hätte dann freilich gesehen, dass hier nicht mit dem Säbel gerasselt wird, sondern höchstens mit den Bongos, und im neuen Europa urdeutsches Geraune längst keine Rolle spielt. Wenn neben den traditionell stark auftretenden Gruppen aus Lateinamerika immer mehr Deutsche unter den Teilnehmern sind, fehlt jetzt nur noch eines: dass endlich auch die größte Migrantengruppe in Berlin mitmacht. Die Türken jedenfalls müssen den Karneval noch entdecken.

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