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Von Tag zu Tag: Occupy – vorbei

Stefan Jacobs erwartet schon bald die nächste Camping-Saison.

Regen am Abreisetag ist so ziemlich das Blödeste, was Campern passieren kann. Der ganze Siff muss auf die Leine, damit er nicht schimmelt. Die ohnehin kaum vermeidliche Beklemmung nach der Rückkehr in die enge Wohnung wird noch ärger, wenn man auf jedem Weg zwischen Kühlschrank und Toilette unter dem aufgespannten Zelt durchschlüpfen muss, dessen nasser Stoff einem wie ein eiskaltes Händchen über die Arme streicht. Wenn nebendran dann noch die rote Hammer-und-Sichel- Fahne auf die abgewetzten Dielen tropft, während da draußen weiter das Geld die Welt regiert, mag man sich schon fragen, ob es das wert war. So etwa dürfte es den wackeren Occupy-Aktivisten gehen, die gestern unter Aufsicht der Polizei ihre Sachen packen mussten. Damit weicht die Zwischennutzung des Bundespressestrandes nun endgültig einem Bundesbürokasten. Bringt also die höfliche Besetzung einer urbanen Brache ebenso wenig wie die alljährliche Kreuzberger Mairevolution mit Steine und Mollis schmeißen? Nicht unbedingt: Von den freundlichen Okkupierern bleibt zumindest so ein Gefühl zurück, dass die Herrschaft der Finanzmärkte ebenfalls nur als Zwischennutzung in die Weltgeschichte eingehen dürfte. Vielleicht beginnt ja schon bald die nächste Camping-Saison.

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