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Von Tag zu Tag: Perfekt? Parkett

Elisabeth Binder zeigt Verständnis für rutschige Tanzböden

Rituale vermitteln Sicherheit. Der große Auftritt, den Wolf Wegener alljährlich genüsslich beim ADAC-Ball inszeniert, ruft bei den einen ein nachsichtiges Lächeln hervor, bei den anderen löst er Attacken von Westalgie aus („Damals im ICC …“). Und dann gibt’s natürlich noch die übliche Häme, die will, dass das alte Berlin doch piefig gewesen sei, und da fehle ja eigentlich nur noch Rolf Eden. Aus dem Mauerblümchen West-Berlin ist zusammen mit der anderen Hälfte der Stadt eine begehrte Metropole geworden, die glitzert und lockt, längst auch die Schönen, Reichen und Berühmten. Dass hiesige Handwerker es nicht schaffen, ein ohnehin rutschiges Parkett so zusammenzuzimmern, dass es auch hält, mag manchen wie die Metapher vom Tanz auf dem Vulkan erscheinen, als Memento an jene goldenen Zeiten, als die Stadt sich schon einmal im Rausch besinnungslos feierte. Da kommen kleine Schwächen gerade recht – als Bremsen gegen möglicherweise aufkeimenden Größenwahn. Das Hängen an Ritualen, auch an theatralischer Grandezza, mag dazuzählen und wirkt nach großen Umbrüchen nicht nur komisch, sondern wieder ganz sympathisch. (Seite 12)

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