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Von Tag zu Tag: Realitätsflucht

Bernd Matthies über das Taktieren Berlins beim Messerverbot

Verbrechen sind verboten. Doch trotz dieser beispiellos klaren Gesetzeslage ereignen sie sich so häufig, dass die verantwortlichen Politiker ständig nachdenken, was sich flankierend noch alles verbieten ließe. Nun hat der Bundesrat die Länder ermächtigt, an bestimmten gefährlichen Orten das Mitführen von Messern zu untersagen – immerhin. Man mag darüber streiten, ob das irgendetwas bringt, ob es kontrolliert und durchgesetzt und notfalls geahndet werden kann – und ob die Delinquenten dann am Ende nicht doch nur zur Weiterbildung in den fidelen Jugendknast Plötzensee eingewiesen werden.

Doch wir könnten es wenigstens mal probieren, es wäre ein Zeichen von Gewicht. Jedenfalls dürfte es wirksamer sein als das perfektionistische Zuwarten des Innensenators, der dem Bundesrat bis zum Jahresende ein Komplettverbot schmackhaft machen will, das dann flächendeckend gelten soll. Große Geste statt konkreter Schritte – es sieht so aus, als wolle man sich wieder einmal um das Problem herumdrücken, gefährliche Orte auch als solche zu benennen. Aber diese Art der Realitätsflucht hat in Berlin keine Zukunft mehr. (Seite 12)

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