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Von Tag zu Tag: Rent a Politiker

Ulrich Zawatka-Gerlach macht sich Gedanken über grenzenlose Bürgernähe

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Viele Menschen glauben, Politiker seien käuflich. Aber das stimmt nicht – man kann sie nur mieten. Jedenfalls in Reinickendorf, wo die SPD-Parlamentarierin Anja Hertel Faltblätter verteilt, vorzugsweise in Kleingärten, dem immer noch wichtigsten Wählerreservoir Berlins. „Sie glauben, Politiker haben keine Ahnung vom richtigen Leben?“, steht in dem Flyer. Eine gewiss nur rhetorische Frage, denn die smarte Sozialdemokratin kann Zäune streichen, die Laube putzen und den Komposthaufen umsetzen. Nicht ganz zufällig ist sie Vizechefin der SPD-Abgeordnetenhausfraktion. Und jetzt bietet Hertel, gemeinsam mit ein paar anderen Kommunalpolitikern, arglosen Bürgern lebensnahe Dienstleistungen an. „Rent a Politiker“ heißt das neue Projekt gegen die Verdrossenheit der Wähler. Durchaus noch ausbaubar. Im zweiten Schritt ließe sich vielleicht organisieren, für eine ordentliche Steuersenkung den Bundestag zu leasen. Oder vielleicht könnte die zupackende Frau Merkel nicht nur, wie am Wochenende, die Türen des Kanzleramts öffnen, sondern bei uns noch gleich den Rasen mähen. Auch Politik ist ja nur ein weites Feld.

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