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Von Tag zu Tag: Riecht komisch

Bernd Matthies auf der Suche nach den Geheimnissen Lichtenrades.

Lichtenrade gilt als biedere Einfamilienhauslage, hier wohnen Bausparer und keine Hedgefonds-Zocker. Klaus Wowereit stammt von dort, und sein Geburtshaus war keine Finca. Doch gerade wegen dieser soliden Kleinbürgerlichkeit fällt die seltsame Häufung einer bestimmten Kriminalitätsform am südlichen Stadtrand auf: Schon wieder ist dort eine Haschischplantage entdeckt worden. Lichtenrade ist damit so etwas wie das Kolumbien Berlins, aber warum?

Es mag daran liegen, dass der Lichtenrader zum Wutbürgern neigt und die mäßigende Kraft eines schönen Joints deshalb besonders zu würdigen weiß. Oder daran, dass zwischen all den hypothekenbelasteten Dächern der Sozialneid blüht: „Was? Schulzes haben schon wieder einen neuen Benz, das geht doch nicht, die zeigen wir mal an, das riecht da immer so komisch!“

Das allerdings würde heißen, dass Lichtenrade auch nicht mehr Cannabisplantagen besitzt als der Rest Berlins, sich aber beim Verstecken dümmer anstellt. Auch nicht so schmeichelhaft, oder? Lichtenrader: Macht’s wie wir alle: Ein Kasten Bier in den Garten, dazu Würste auf den Grill. Das mag auch die Polizei. (Seite 19)

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