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Von Tag zu Tag: Schloss mit lustig

Stefan Jacobs bricht eine Lanze für Berlins ältesten Intensivtäter

Was soll nur aus ihm werden?, würde man fragen, wenn der Mann 60 Jahre jünger wäre. Gestern ist er zum 40. Mal verurteilt worden, weil er Fahrräder klauen wollte. Mit 80! Ein Unbelehrbarer, ja. Aber der lebende Beweis für den Wert des Radelns: Hätte er immer nur herumgesessen – er wäre längst zu gebrechlich, um mit dem kiloschweren Bolzenschneider durch die Stadt zu ziehen, schnippschnapp.

Wer 40 Jahre lang klauen geht, ist zwar moralisch die Mutter aller Intensivtäter, aber alles hat sein Gutes: Mit seiner Aktivität hat der Mann vermutlich zur Popularität des Radelns beigetragen, indem er auch jene mit Drahteseln versorgte, die sich sonst keine geleistet hätten. Und nebenbei die Konjunktur in Schwung gehalten, weil die Beklauten Ersatz kaufen mussten, was wiederum den Anteil des Fahrradverkehrs in der Stadt…

Nun muss er wieder hinter Gitter, und wir blättern – das Fahrrad angeschlossen unterm Bett – in der Kriminalstatistik: 4,6 Prozent der Fahrraddiebstähle wurden zuletzt aufgeklärt. Und 51 Prozent der Täter waren jünger als 21 Jahre. Ausnahmsweise mal eine Branche ohne Nachwuchsproblem. (Seite 12)

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