zum Hauptinhalt

Von Tag zu Tag: Schmerzensbezirk

Werner van Bebber glaubt an die historische Mission von Lichtenberg

De jüngste Lichtenberger Stasi-Affäre hat – im Vergleich zu älteren Geschichten – das Kaliber eines Skandälchens. Stasigeneraloberst außer Gefecht Werner Großmann liest auf einem Stadtteilfest, das der Bezirk gefördert hat, aus seinen Erinnerungen. Da hatten die herrschenden Mächte in Lichtenberg schon erheblich peinlichere Probleme mit Stasi-Rentnern. Vor anderthalb Jahren fand Bezirksbürgermeisterin Christina Emmrich keine Worte, als bei einer Diskussion über die Stasi-Untersuchungshaftanstalt Hohenschönhausen ein paar Apparatschiks einen ziemlich zynischen Auftritt hinlegten. Das aktuelle Affärchen sagt weniger über die Schwierigkeiten der Bürgermeisterin mit der Historie als über die Funktion des Bezirks in der Geschichtsverarbeitung: Die Lichtenberger Kommunalpolitik mit ihren Streitereien über Stasi-Erinnerungen und -Oberste bei Stadtteilfesten wirkt wie eine Wunde, die nicht heilt. Bürgermeisterin Emmrich erinnert auf ihre Art daran, dass mancher Täter noch rüstig ist – und dass wohl kein Opfer je vergessen kann.

Zur Startseite