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Von Tag zu Tag: Sensible Lage

Jörn Hasselmann hört ein Gespräch in den Nordischen Botschaften

Samstagmittag an der Rauchstraße in Tiergarten. Ein Oberkommissar der Berliner Polizei erscheint am Besuchertresen der Nordischen Botschaften. Umstehende hören folgendes Gespräch (Gedächtnisprotokoll).

Polizist: „Ich möchte die Lage besprechen.“ Frau hinterm Tresen: „Weisen Sie sich doch bitte aus.“ Polizist: „Ich bin der für den Objektschutz Verantwortliche.“ Frau hinterm Tresen: „Weisen Sie sich doch bitte endlich aus. Sie wissen doch, dass das in Oslo genauso war: ein Polizist in Uniform.“ Polizist: „Oh, da habe ich jetzt gar nicht dran gedacht.“

Die Nordischen Botschaften sind wie Skandinavien: offen für alle, frei zugänglich. Sicherheit wird nicht martialisch vorgeführt, sondern ist einfach vorhanden. Dachte man – bis gestern. Neben den Botschaften der Länder Norwegen, Schweden, Finnland, Island und Dänemark gibt es einen allgemein zugänglichen Gebäudeflügel mit Ausstellungsflächen und einer Kantine. Auch der Sicherheitsbeauftragte der Botschaften sei nicht zu erreichen, erfahren die Anwesenden. Der Berliner Polizist sagt noch: „In unserer Verbindungsstelle für diplomatische Vertretungen sind alle krank.“ Am Abend versichert das Polizeipräsidium dann, dass man selbstredend trotz aller Krankmeldungen in Kontakt zu den Botschaften stehe. Die Lagebesprechung des Herrn Oberkommissar sei nicht wirklich geglückt.

Weil Nichtstun nach dem Massenmord von Oslo wohl deplatziert wäre, parkt die Polizei zudem ein Auto des Objektschutzes auf der anderen Straßenseite. Eine Geste. Was soll man auch tun. (Seite 10)

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