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Von Tag zu Tag: Sicherer wohnen

Andreas Conrad kann sich für Knasthotels nicht recht begeistern

Für Ganoven war der Alexanderplatz jahrzehntelang eine Albtraumadresse. Hier befand sich das Polizeipräsidium, hier endeten ihre Träume von schnell verdientem Reichtum – erst in der Roten Burg, nach dem Krieg in einem nicht weit entfernten ehemaligen Karstadt-Verwaltungs- und Lagerhaus. Aus dem soll nun ein Spitzenhotel werden, eine nicht unbedingt naheliegende Idee, doch bevor Lokalpatrioten beginnen, diese Umnutzung als erneuten Beweis für das Innovationspotenzial und die Trendigkeit unserer Stadt hochzuloben, sei ein wenig die nationale wie internationale Hotellandschaft studiert. Das Ergebnis ist ernüchternd: Trendsetter Berlin? Von wegen. Zwar gibt es hier ein Backpacker-Hostel namens „Alcatraz“, das aber keine Knastvergangenheit vorweisen kann. Ganz im Gegensatz etwa zu dem „Knasthaus Fronveste“ im thüringischen Meiningen, zu dem sich bald ein „Alcatraz“ im ehemaligen Gefängnis Kaiserslautern gesellen soll. Vom Bostoner Liberty-Hotel, dem Malmaison Hotel im englischen Oxford, dem Luzerner Jailhotel „Löwengraben“ oder dem Militärgefängnis Karosta im lettischen Liepaja ganz zu schweigen. Sicherer wohnen? Nichts Neues.

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