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Von Tag zu Tag: Tatort brutal

Bernd Matthies staunt über einen äußerst seltsamen Mordfall.

Nehmen wir mal an, es stimmt alles, was die Polizei da bisher ermittelt hat: Was, bitte, ist denn jetzt los? Bürgerliche Kreise, Pferdehofbesitzer, erkaltete Liebe, eine Lebensversicherung – und mittendrin ein schwachsinniges Mordkomplott, dem eine 21-Jährige zum Opfer fällt? Tatort brutal, aber leider ohne Fernsehkommissare.

Das meiste in dieser traurigen Geschichte klingt auch eher, als habe es sich in einem jener fernen Länder abgespielt, von denen wir gern sagen, dort sei ein Menschenleben keinen Pfifferling wert. Nein, ein Mord wird nicht dadurch erträglicher, dass der Auftragskiller damit eine halbe Million verdient. Aber es ist doch ein ziemlich unheimliches Gefühl, dass es in unserem Land Leute gibt, offenbar auch für Laien nicht einmal schwer zu finden, die den Job für einen Tausender erledigen.

Ein Einzelfall hoffentlich. Aber sicher kein Einzelfall, wenn man die Parallelen zieht zu jenen, die beispielsweise in der Berliner U-Bahn Jagd auf Passanten machen und den Tod ihrer Opfer sogar gratis in Kauf nehmen. Der Wert eines Menschenlebens scheint rapide zu sinken, dieser Schluss drängt sich auf. In unserer Gesellschaft, so scheint es, hat sich eine wichtige Schraube gelockert. Und niemand weiß so recht, warum.

Bernd Matthies s

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