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Von Tag zu Tag: Teufelswerk

Stephan Wiehler über die Fortsetzung des kalten Krieges mit heißen Mitteln

Von der Trümmerhalde, die von Hitlers Welthauptstadt Germania übrig geblieben ist, wurde drei Jahrzehnte lang die Freiheit West-Berlins verteidigt. Der Teufelsberg, mit 114,7 Metern die höchste Erhebung der Stadt, ist ein gigantisches Grabmal, das nach Kriegsende über den Ruinen der Wehrtechnischen Fakultät mit dem Geröll der zerbombten Stadt aufgeschüttet wurde.

Über die Wipfel des Waldes hinaus ragt die Abhörstation mit den markanten weißen Antennenkuppeln, die dem amerikanischen Geheimdienst während des Kalten Krieges dazu diente, in den Warschauer Pakt hineinzuhorchen. Auch sie ist längst zur Ruine verfallen. Seit dem Abzug der Alliierten sollte alles Mögliche aus ihr werden, ein Hotel, eine esoterische Friedensuniversität oder ein Museum. Über all diese Pläne ging die Zeit hinweg, während die Anlage mit tatkräftiger Hilfe von Vandalen weiter verfiel. Jetzt haben sich Brandstifter der Ruine angenommen und das Zerstörungswerk vorangetrieben.

Auch so eine Art, über die Geschichte hinwegzugehen. Auf dem Teufelsberg wird wohl bald nur noch eines zu hören sein: das Rauschen des Waldes.

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